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Begriffsalat bei Studie zu Hormonersatztherapie

Derzeit tauchen etliche Artikel zum Thema Brustkrebsgefahr durch Hormonpräparate auf, die eine deutliche Korrektur benötigen. So liest man z.B. im Medical Tribune unter der Überschrift „Eine Million Brustkrebsfälle durch Hormonpräparate?“ folgenden Satz: „Frauen, die während der Wechseljahre Hormone einnehmen, erkranken häufiger an Brustkrebs. Mit der Anwendungsdauer steigt das Risiko – insbesondere, wenn täglich Progesteron zum Einsatz kommt.“

In einem weiteren Abschnitt heißt es dort: „Östrogen-Progeste­ron-Kombinationen erwiesen sich dabei als risikoreicher als Östrogen-Monopräparate – vor allem, wenn Progesteron täglich zum Einsatz kam.“

Verwiesen wird auf die in Lancet veröffentlichten Studie, die unter dem folgenden Link nachzulesen ist: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(19)31709-X/fulltext

Im originalen Studientext heißt es aber: „Every MHT (Menopause Hormone Therapy) type, except vaginal oestrogens, was associated with excess breast cancer risks, which increased steadily with duration of use and were greater for oestrogen-progestagen than oestrogen-only preparations.“

Den Redakteuren war offenbar nicht bewusst, dass ihnen ein schwerwiegender Übersetzungsfehler unterlaufen ist: Das in der Studie genannte Progestagen ist einer von mehreren Begriffen für ein Gestagen-Derivat, also ein körperfremdes, synthetisches Hormon, das nirgends in der Natur vorkommt. Dagegen ist das Progesteron, das fälschlicherweise in den deutschen Artikeln aufgeführt wird, das natürliche, körpereigene Gestagen, das sowohl im Menschen, als auch in Tieren und manchen Tierprodukten vorkommt. Dieses natürliche Hormon steht sicher nicht im Verdacht, krebserregend zu sein – sehr wohl aber die synthetische Variante namens Progestagen.

Im „Ärzteblatt“ wird in dem Artikel Hormonersatz­therapie: Meta-Analyse bestätigt Brustkrebsrisiken“ ebenso auf die Studie Bezug genommen: (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/105648/Hormonersatztherapie-Meta-Analyse-bestaetigt-Brustkrebsrisiken ). Hier liest man vom „Östrogen-Gestagen-Präparat“ oder von „Östrogen-Gestagen-Kombinationen“. Das heißt in der Schlussfolgerung, dass anscheinend alle Gestagen-Arten in Bezug zum Brustkrebsrisiko gleich wirksam sind. Auch hier wird das körpereigene Gestagen (Progesteron) nicht von den körperfremden, unnatürlichen Gestagen-Derivaten unterschieden.  Genauso ist hier einheitlich von „dem Östrogen“ oder „den Östrogenen“ die Rede. Offensichtlich werden weder die unterschiedlichen Östrogen-Derivate, noch die körpereigenen, sehr verschieden wirkenden Östrogen-Arten differenziert.

Hier nur ein Beispiel dazu, wie unterschiedlich die Wirkung von einem körpereigenen Hormon zu dessen Derivat sein kann:

Im Falle einer Schwangerschaft zählt Progesteron zu den ganz wesentlichen Hormonen, die für einen gesunden Verlauf notwendig sind. Progestagen dagegen hat das Potential eine Schwangerschaft zu verhindern oder zu beenden.

Zusammenfassung: Nicht Progesteron sondern das Progestagen wird in der Studie thematisiert. Für die naturgemäße und behutsame Therapie mit Hormonen ist der Unterschied zwischen der synthetischen und der natürlichen Form enorm wichtig – das gilt sowohl für die Östrogene als auch für die Gestagene.

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