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Gerade dann, wenn das Kind endlich geboren ist und die anrückende Verwandtschaft begeistert, sollte die Mutter doch glücklich sein. Wenn aber nach der Geburt die Frau mit unerklärlich dunklen Gefühlen oder sehr fremden Gedanken zu kämpfen hat, lässt das betroffene Mütter an ihrem Verstand und Ihren mütterlichen Fähigkeiten zweifeln.

Hält diese Krise an, wird den meisten dieser Frauen von der Leitlinienmedizin geraten, sofort abzustillen und Psychopharmaka einzunehmen. Bei einer unmittelbaren Gefährdung ist das nachvollziehbar. Aber so eine Vorgehensweise geht nicht auf die eigentlichen Ursachen der Krise ein. Wenn diese gefunden sind und je nach Bedarf eine behutsame Regulierung vorgenommen wird, dann ist so eine Notmaßnahme entweder nur kurzfristig oder gar nicht nötig.

Die möglichen Symptome einer Wochenbettdepression sind vielfältig: tiefe Selbstzweifel und Selbstanklage, lähmende Antriebsschwäche, Lustlosigkeit, unerklärliche Tränenausbrüche, Ängste, Aggressionen, Panikattacken, Herzrasen, Schlaflosigkeit oder permanente Müdigkeit.

Psychische Not nach der Geburt hat möglicherweise verschiedene Ursachen. Dem entsprechend brauchen Betroffene unterschiedliche Therapiewege. Hier sind einige der bekannten Zusammenhänge genannt, die mit der begleitenden Fachkraft erörtert werden sollte.

Mögliche Ursachen und Zusammenhänge der Wochenbettdepression

  • Unterversorgung von Estradiol, Estriol und/oder Progesteron; manchmal auch von Cortisol, DHEA oder Testosteron
  • Heftige Schilddrüsenschwankungen (die nicht immer in Blutwerten zu erkennen sind)
  • Geburtstrauma mit starken Narkosemitteln
  • Massiver Mangel an Nährstoffen und Schlaf

Während einer Schwangerschaft steigen die Hormone Estradiol, Estriol und Progesteron teilweise bis zum Hundertfachen an, zumindest im letzten Trimester. Die Geburt wird eingeleitet durch einen drastischen Abfall dieser drei Hormone.

Wenn eine Frau am Ende der Schwangerschaft den Gipfel der Hormonversorgung erklommen hat, rutscht sie normalerweise wenige Stunden nach der Geburt in den Bereich einer satten Grundversorgung (etwas mehr als in der ersten Zyklusphase). Sind die Eierstöcke aber nach der immensen Leistung in der Schwangerschaft völlig erschöpft und nicht in der Lage, die Hormonbereiche ausreichend zu versorgen, dann macht sich das manchmal mit einigen der oben genannten Symptome bemerkbar. Obendrein gibt die Mutter mit der Muttermilch einen Teil der eigenen Hormone an das Kind ab. Daher hat die Kraft der Eierstöcke eine so große Bedeutung für junge Mütter. Wenn Frauen nach einer langen Pillenpause sehr schnell schwanger wurden, hatten die Eierstöcke wenig Gelegenheit, ausreichend zu trainieren. Dazu mehr beim Thema „Hormonelle Verhütung“.

Auf diesen erheblichen Umschwung der Hormonunterstützung reagiert auch die Schilddrüse, die u.a. hochsensibel auf die Geschlechtshormone Estradiol und Progesteron reagiert. Lassen diese starken Animateure abrupt nach, muss die Schilddrüse lernen, mit deutlich weniger Unterstützung zu arbeiten. Das kann sich mit heftigen Turbulenzen der Schilddrüsenfunktion bemerkbar machen. Wenn daraufhin auch noch mit Schilddrüsenmedikamenten substituiert wird oder eine hormonelle Verhütung beginnt, dann erleben das mache Frauen als schreckliche Lebensphase. So viele Frauen berichten uns, dass sie allein wegen dieser schlimmen Zeit nach der ersten Geburt, kein zweites Kind wünschen.

Ob die Narkosemittel, die eventuell während der Geburt eingesetzt wurden, längerfristige Folgen haben, ist nicht eindeutig geklärt. Aber traumatische Erfahrungen sind oft eine zutiefst verunsichernde Erfahrung und für die Nebennieren eine große Herausforderung. Sind sie kräftig veranlagt und funktionstüchtig, wird die Frau zumindest von dieser Seite her, die Krise gut und schnell überwinden. Ist das nicht der Fall, kann sich der Erholungsprozess nach der Geburt lange hinziehen.

Die junge Mutter braucht in den Monaten nach der Geburt eine besondere Sensibilität für die Bedürfnisse des Kindes. Das erklärt, warum gerade in dieser wichtigen Lebensphase, eine Frau besonders heftig auf Erinnerungen oder Erfahrungen reagiert. Wir empfehlen aus diesem Grund, solche Erfahrungen therapeutisch und seelsorgerlich zu verarbeiten.

Die Ernährungsexperten und Hebammen werden an dieser Stelle zurecht darauf hinweisen, dass ein Nährstoffmangel ebenso massive Symptome auslösen kann. Nicht nur die Geburt verbraucht ein immenses Maß an Vitamin C und Vitamin B-Komplex. Die Mutter gibt zusätzlich während des Stillens von ihrer eigenen Nährstoff- und Hormonversorgung an das Kind ab. Daher ist auch nach der Geburt auf eine vielseitige Nahrung und Nährstoffversorgung zu achten.

Wenn Sie zu den Betroffenen gehören (oder gehörten), dann sollten diese möglichen Verursacher oder Verstärker mit einer diesbezüglich geschulten Fachkraft durchgesprochen werden. Symptome und ergänzende Testverfahren dienen meistens dazu, die unterversorgten Bereiche ausfindig zu machen.

Zum Schluss eine gute Nachricht: Wenn Ihre Fachkraft die tatsächliche Ursache gefunden hat und behutsam die entsprechenden Bereiche ausgleicht, dann gehören diese schlimmen Tage meistens schnell der Vergangenheit an.

Weiterführende Links

www.schatten-und-Licht.de (Schatten und Licht – Krise nach der Geburt e.V.)
www.starkekids.com/wochenbettdepression

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