Viele Faktoren können die Funktion der Schilddrüse stören. Das kann sich mit heftigen Schwankungen der Schilddrüsenfunktion bemerkbar machen. Selten haben Menschen eine permanente Schilddrüsenunterfunktion oder eine dauerhafte Schilddrüsenüberfunktion. Beides vermeidet unser Körper weitgehend mit verschiedenen Gegenregulierungsmaßnahmen.
Die sinnvollste therapeutische Reaktion bei Schilddrüsenstörungen wäre zunächst mögliche Störfaktoren zu vermeiden, wie z. B.
- unangemessene Medikation von T4 (zu viel, zu wenig, einseitig),
- zu viele Jod- und Jodid-Impulse (Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungen, Medikation),
- einseitiger Sojakonsum,
- hormonelle Verhütung,
- dauerhafte Überforderung,
- Vitalstoffmangel,
- Umweltgifte,
- radiologische Untersuchungen,
- häufige Flugreisen u.a.
Störungen der Schilddrüsenfunktion treten oft in speziellen Lebensphasen auf, wie z. B. in Schwangerschaft, Pubertät oder Wechseljahren. Dies bestätigt, dass Veränderungen im Bereich der Geschlechtshormone auch einen großen Einfluss auf die Schilddrüse haben.
Die wichtigsten Veränderungen und Erkrankungen der Schilddrüse
Der Kropf (Struma)
ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, hervorgerufen durch Vermehrung oder Schwellung von Schilddrüsengewebe. Als Ursache verdächtigt man eine längerfristige Schilddrüsenunterfunktion.
Zysten
Eine Zyste ist ein Hohlraum, der mit Flüssigkeit gefüllt ist. Unter anderem werden Entzündungen als Ursache vermutet.
Knotenbildung
Ein Knoten in der Schilddrüse hat zunächst nichts mit einem Krebsknoten zu tun. Es gibt zwei Arten von Schilddrüsenknoten:
- Heiße Knoten in der Schilddrüse bilden ohne Animation des TSHs mehr oder weniger dauerhaft zusätzliche Schilddrüsenhormone. Sie führen oft zu stark spürbaren Schilddrüsen-Hormonschüben, die für den Körper schwer zu regulieren sind.
- Kalte Knoten bilden selbst keine Hormone. Weil man noch wenig weiß, wie und warum kalte Schilddrüsenknoten entstehen, ist man in der Diagnostik besonders vorsichtig. Das erklärt die oft falsch eingeschätzte „Gefahr“ eines solchen Knotens. Dass die kalten Knoten tatsächlich ehemalige heiße Knoten waren, ist zu hinterfragen.
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
Diese verschiedenen Formen einer Schilddrüsenerkrankung werden durch eine Störung des Immunsystems verursacht.
Der Morbus Basedow wird durch die Produktion von Antikörpern hervorgerufen. Diese aktivieren die Schilddrüse, sodass vor allem in den Morgenstunden zusätzliche Schilddrüsenhormone gebildet werden. Daher ist Morbus Basedow oftmals an Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion zu erkennen. Die für die Erkrankung typischen Antikörper heißen „TSH-Rezeptor-Antikörper“ (abgekürzt: TRAK).
Bei einer Hashimoto Thyreoiditis werden Antikörpern gebildet, die zu einer entzündlichen Reaktion in der Schilddrüse führen. Folge ist eine Störung der Schilddrüsenhormonproduktion. Häufig kommt es zu Schüben mit Über- und Unterfunktionssymptomen. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, bei den anderen wird die Schilddrüse im Laufe der Zeit kleiner. Die typischen Antikörper im Blut heißen „Antikörper gegen thyreoidale Peroxidase“ (TPO-AK oder MAK). Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK) attackieren das körpereigene Protein Thyreoglobulin (TG), das in der Schilddrüse reichlich vorhanden ist und für die Bildung von Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) benötigt wird.
Es ist möglich von mehreren Autoimmunerkrankungen gleichzeitig betroffen zu sein.
Chronische Entzündung der Schilddrüse
Eine chronische Entzündung der Schilddrüse ist leider keine Seltenheit. Diese wird oft erst nach Jahren erkannt. Dafür typisch wäre eine zunehmend schwächere Schilddrüsenfunktion mit heftigen Schwankungen einer Über- und Unterfunktion.
Eine Schilddrüsenentzündung ist oft mit einer Autoimmunstörung verknüpft – aber nicht immer. Umgekehrt gilt auch: Bei einer Schilddrüsenentzündung sind nicht immer Antikörper nachweisbar. Wenn die Schilddrüse durch äußere oder innere Faktoren zu sehr gereizt wird (Röntgen, Infektionen, viele Impfungen usw.), kann sich bei einer Immunschwäche die sensible Schilddrüse entzünden.
Sollten der Verdacht bestehen, empfiehlt es sich den Arzt um eine Testung der drei Schilddrüsenantikörper-Messungen TPO, TRAK, TG-AK zu bitten.
Symptome einer Schilddrüsenfunktionsstörung
Viele Symptome von Schilddrüsenproblemen ähneln einer unausgewogenen Versorgung mit Geschlechtshormonen (Testosteron, Progesteron, Estriol, Estradiol, DHEA etc.). Es ist selten auf den ersten Blick erkennbar, welche Hormongruppe zuerst aus dem Lot geriet. Sicher ist aber, dass beide Hormongruppen (Schilddrüsenhormone und Geschlechtshormone – zusammen mit den Stresshormonen wie Cortisol) wie Zahnräder ineinandergreifen. Ein Chaos im Geschlechtshormonbereich bedeutet fast immer eine überforderte Schilddrüse. Selten handelt es sich nur um eine reine Unterfunktion oder Überfunktion. Das häufigste Szenario zeigt heftige Schwankungen von beiden Extremen. Das ist eine Herausforderung an die Diagnostik. Besonders schwierig wird das Diagnostizieren, wenn Autoimmunstörungen wie Hashimoto oder Morbus Basedow die Schilddrüse eskalieren lassen.
Viele der genannten folgenden Symptome finden sich auch bei einem Hormonungleichgewicht der Geschlechts- und Stresshormone. Es ist meist nicht auf den ersten Blick erkennbar welche Hormongruppe betroffen ist, da sich die Hormondrüsen (Schilddrüse, Nebennieren und Geschlechtsdrüsen) gegenseitig unterstützen und beeinflussen.
Ein Ungleichgewicht im Geschlechtshormon- und Stresshormonbereich bedeutet oft eine erhöhte Herausforderung für die Schilddrüsenfunktion.
Häufige Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion
Von einer Unterfunktion (Hypothyreose) spricht man, wenn zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet werden. Diese kann zu folgenden Symptomen führen:
- unerklärliche Gewichtszunahme, Übergewicht
- Verdauungsträgheit, Blähungen, Verstopfung
- häufiges Frieren oder Frösteln
- auffallende Schwäche und Müdigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis
- Konzentrationsschwäche, benebeltes Denken, Gedächtnisschwäche
- Schwindel
- Blutdruckprobleme
- depressive Grundstimmung, Mutlosigkeit
- Antriebs- und Motivationsschwäche
- Leben im Sparmodus oder mit „angezogener Handbremse“
- trockene, juckende Haut, trockene Haare
- gleichmäßiger Haarausfall am ganzen Kopf
- dicke Finger- und Fußnägel mit Rillen
- lange Zyklen, fehlender Eisprung oder ausbleibende Regel
- Empfängnisschwierigkeiten und Schwangerschaftsprobleme
- niedriger Puls und Herzbeschwerden
- nachlassende Libido wegen Müdigkeit
- kratzige Stimme, häufiges Räuspern
- Schwellungen, Wasseransammlungen
Häufige Symptome bei einer Schilddrüsenüberfunktion
Bei einer Überfunktion (Hyperthyreose) werden zu viele Schilddrüsenhormone zur Verfügung gestellt.
Symptome die auftreten können, sind:
- großer Appetit (trotzdem kein Zunehmen)
- häufig Durchfall oder Tendenz zu weichem Stuhlgang
- Hitzeschübe mit Schweißausbrüchen – besonders nachts
- erschwertes Ein- und Durchschlafen
- Konzentrationsstörungen wegen Überreizung, übersteigerte Wahrnehmung Aufmerksamkeitsstörungen
- Ängste, hysterische Reaktionen
- Nervosität, innere Unruhe
- Blutdruckprobleme
- Akne, unreine und fettige Haut
- Haarausfall in Büscheln, extrem dünne, fettige Haare
- dünne, leicht reißende Fingernägeln
- häufige oder starke Regelblutung
- Herzbeschwerden
- Händezittern
- Kopfschmerzen
- Ohrgeräusche
- nachlassende Libido wegen Anspannung
- Neigung zu Verkrampfungen und Verspannungen
Viele Patienten kennen ein Abwechseln von Symptomen der Unter- und der Überfunktion – manchmal innerhalb von Stunden oder eines Tages. Das gilt besonders für die Autoimmunkrankheiten Morbus Hashimoto und Morbus Basedow.
Schilddrüsenprobleme in der Schwangerschaft
Zu Recht untersuchen Gynäkologen in der Schwangerschaft die Schilddrüse. Die rasch steigenden Geschlechtshormone regen die Schilddrüse an, was u.a. zu der Schwangerschaftsübelkeit beitragen kann. Wenn werdende Mütter schon vor der Schwangerschaft Schilddrüsenhormone angewendet haben, ist manchmal eine mehrmalige, sensible Anpassung der bereits eingenommenen Schilddrüsen-Präparate erforderlich. Schilddrüsenprobleme beeinflussen den Verlauf einer Schwangerschaft und die Entwicklung des Kindes. Beide Extreme der Schilddrüsenversorgung sind in der Schwangerschaft gleichermaßen schlecht und gefährden die Entwicklung des Kindes.
Schilddrüsenprobleme bei unerfülltem Kinderwunsch
Auch bei ausbleibendem Nachwuchs können Schilddrüsenstörungen eine Rolle spielen. Sie sorgen oft dafür, dass kein neues Leben entstehen oder bleiben kann. Der Körper der Frau ist manchmal so schwer mit einer Schilddrüsenerkrankung oder -schwäche beschäftigt, sodass keine Kraft für eine Schwangerschaft vorhanden ist. In solchen Fällen werden damit vertraute Ärzte und Heilpraktiker/innen eine sanfte Schilddrüsenregulierung vorschlagen.
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Schilddrüsendiagnostik
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Literaturempfehlung
Jod. Das Standardwerk zum vergessenen Heilmittel
Wer bei Jod nur an Schilddrüsenunterfunktion oder jodiertes Salz denkt, hat weit gefehlt. Alle unsere…
Weitere Literatur:
- Leben mit Hashimoto Thyreoiditis von Dr. L. Brakebusch und Prof. Dr. A. Heufelder
- Die gesunde Schilddrüse von Mary Shomon