Die Schilddrüsendiagnostik und die entsprechenden Therapien werden den tatsächlichen Schilddrüsenproblemen oft nicht gerecht. Das führt zu Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen, wie z. B. eine Verordnung von Blutdruckmitteln, Psychopharmaka, Schlafmitteln oder anderen Beruhigungsmitteln.
Um eine Schilddrüsenerkrankung diagnostizieren zu können, stehen der modernen Medizin verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Es ist meistens ratsam, mehrere Methoden zu kombinieren:
Blutuntersuchung
- Schilddrüsenhormone müssen im Blut gemessen werden. Die Testung über Speichelproben scheidet in diesem Fall aus, da die Moleküle der Schilddrüsenhormone zu groß sind, um sie im Speichel erfassen zu können.
- Die wichtigsten Blutwerte für eine Schilddrüsen-Diagnostik sind TSH, fT3 und fT4.
- Bei starken Symptom-Schwankungen sind auch die Antikörper-Tests sinnvoll (TPO / MAK, TG-AK, TRAK).
Körpertemperatur messen
Eine einfache Methode, die Funktion der Schilddrüse zu untersuchen, ist das Messen der Körpertemperatur. Je niedriger sie im Verlauf des Tages ist, umso wahrscheinlicher ist eine Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen. Sie liegen (unter der Zunge gemessen) durchschnittlich bei ca. 36,5 bis 36,8° C. Bei Frauen in der zweiten Zyklusphase etwa bei 36,8 bis 37,4° C.
Bildgebende Verfahren
Eine Ultraschall-Untersuchung ist eine sehr wichtige Diagnosehilfe. Damit lassen sich strukturelle Gewebeveränderungen gut sichtbar machen.
Eine häufige Überfunktion rechtfertigt eine Szintigraphie, für die aber Kontrastmittel und Röntgenstrahlen nötig sind. Daher sollte dieses Verfahren nur in zwingenden Fällen gewählt werden.
Die Bedeutung der einzelnen Blutwerte
TSH-Wert
TSH ist die Abkürzung für Thyreoidea-stimulierendes Hormon. Dieses Hormon wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und im Blut zur Schilddrüse transportiert. Es stimuliert das Schilddrüsengewebe, je nach Bedarf, mehr oder weniger Hormone zu bilden. Bei einer Unterfunktion sollte normalerweise das TSH steigen. Bei einer Überfunktion oder zu hohen Dosis von Schilddrüsenmedikation sinkt das TSH unter den Zielbereich.
Der TSH-Wert ist im Normalfall der erste Messwert, der bei einem Neugeborenen aus Fersenblut ermittelt wird.
TSH ist ein Parameter, der theoretisch weltweit vergleichbar wäre, da ein einheitliches Testkit verwendet wird. Aber die therapeutische Interpretation unterscheiden sich erheblich. Mehr dazu hier …
fT4-Wert
Die Abkürzung fT4 steht für ungebundenes, freies Thyroxin. Es wird größtenteils von der Schilddrüse gebildet und in das Blut abgegeben. Das Thyroxin dient u.a. als Vorstufenhormon und wird je nach Bedarf erst in fT3 und danach in fT2 umgewandelt.
fT3-Wert
Die Abkürzung fT3 steht für freies Trijodthyronin.
Es wird durch die Abspaltung eines Jod-Atoms aus dem vorhandenen T4 gebildet. Der größte Teil der T3- Ausschüttung geschieht über Darm und Leber, nicht in der Schilddrüse. Bei Hashimoto funktioniert der Umwandlungsschritt von T4 zu T3 oft nur eingeschränkt oder kaum. Das sollte bei der Medikation von Hashimoto-Patienten beachtet werden.
T3 und T4 sind im Blut zum größten Teil an Transportproteine (Eiweiße) gebunden. Nur ein sehr kleiner Anteil (2 – 3 %) befindet sich im Blut als ungebundene (freie) Hormone. Allein die freien Hormone können als Botenstoffe in der Körperzelle wirken.
Deshalb entschied der Ärzteverband Deutschlands vor einigen Jahren, dass nur noch das „freie Thyroxin“ und „freie Trijodthyronin“ gemessen werden sollte und nicht mehr das „Gesamt Thyroxin“ (GT4) oder „Gesamt Trijodthyronin“ (GT3), in dem alle gebundenen und freien Hormone zusammen erfasst werden.
T2-Wert
In Deutschland gibt es unseres Wissens nach noch keine Möglichkeit, T2 zu messen. In den USA wird im Bereich der Forschung bereits mit der Messung von T2 gearbeitet.
Antikörper-Messwerte
TRAK
ist die Abkürzung für TSH-Rezeptor-Antikörper. Bei einer Morbus Basedow Erkrankung, steigt dieser Parameter in den meisten Fällen an.
TAK oder TG-AK (Thyreoglobulin-Antikörper)
Thyreoglobulin ist ein Eiweiß, das bei der Bildung von Hormonen in der Schilddrüse beteiligt ist. Thyreoglobulin-Antikörper greifen das Eiweiß (das Thyreoglobulin) an, aus dem die aktiven Schilddrüsenhormone T3 und T4 entstehen sollen. Erhöhtes TG-AK sehen wir oft in Kombination mit anderen Schilddrüsen-Autoimmunerkrankungen.
TPO-Antikörper oder MAK
Die Schilddrüsen-Peroxidase oder thyreoidale Peroxidase (TPO) ist ein Enzym, dass an der Bildung von Schilddrüsenhormonen beteiligt ist. TPO befindet sich in den Mikrosomen (kleine Strukturen innerhalb einer Schilddrüsenzelle). Früher wurden die Antikörper deshalb auch als mikrosomale Antikörper (MAK) bezeichnet. Als Synonym für TPO-Antikörper gibt es auch die Bezeichnung Schilddrüsen-Peroxidase-Antikörper (PAK). TPO-Antikörper oder MAK steigen in den meisten Fällen bei Hashimotopatienten.
Zusammenfassung zur Schilddrüsendiagnostik
Wenn Sie Fragen zu Ihrer Schilddrüsen-Funktion oder -Medikation haben, dann empfehlen wir Ihnen, Ihre Schilddrüsensymptome genau zu beobachten und zu notieren (siehe obige Symptomlisten von Unter- und Überfunktion). Um die Beobachtung zu erleichtern, können Sie bei unseren Netzwerkkollegen eine Beobachtungsliste für die Schilddrüsensymptome erbitten. So finden Sie leichter heraus, ob die Schilddrüse ein Faktor oder eine Ursache Ihrer Beschwerden sein kann.
Eine Diagnostik der Schilddrüse sollte immer auf mehreren Faktoren beruhen: Beobachtete Symptome, Körpertemperatur, Ultraschalluntersuchung und Blutwerte TSH, fT3 und fT4. Bei widersprüchlichen Beobachtungen unbedingt auch die Antikörper-, Eisenspeicher- und Entzündungswerte (Anzahl der weißen Blutkörperchen), die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und das sogenannte C-Reaktive Protein (CRP) zusätzlich abfragen.
Dazu eine Stellungnahme von Prof. H. Schwarz (Deutsche Gesellschaft der Endokrinologie, Bochum). Er schreibt in einem Artikel: „Diese Arbeit zeigt, dass man unbedingt die peripheren Schilddrüsenhormonwerte und auch das klinische Bild berücksichtigen muss – natürlich soll und darf man nicht nur „einen TSH-Wert behandeln“.
Quelle: https://blog.endokrinologie.net/tsh-schilddruesen-funktionsdiagnostik-2616/
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Weitere Literatur:
- Leben mit Hashimoto Thyreoiditis von Dr. L. Brakebusch und Prof. Dr. A. Heufelder
- Die gesunde Schilddrüse von Mary Shomon