Wechselwirkungen Schilddrüse/Nebennieren
Die Schilddrüse und die Nebennieren beeinflussen sich über Wechselwirkungen und Rückkopelungeffekte hochgradig gegenseitig, was bei der Therapie häufig nicht beachtet wird. Konsequenzen sind oft schlecht eingestellte ‚Hypothyreosen‘, die unter Umständen unter Therapie kaum Fortschritte aufweisen oder gar einen beginnenden Burnout noch beschleunigen.
Die Funktionsweise ist vereinfacht gesagt so, dass die Schilddrüse die Energie des Körpers ‚bereitstellt‘ und ‚reguliert‘ (über T3 und T4), die Nebennieren aber stark genug sein müssen diese metabolische Energie auch zu ‚verkraften‘. Eine stark erhöhte oder zu plötzlich erhöhte Stoffwechseltätigkeit wird von den Nebennieren als Stress interpretiert, sie müssen deshalb optimal funktionieren um die Stoffwechselenergie handhaben zu können. Wird also mit einer Hormongabe oder einer Jodüberdosierung die Konzentration von T4 und/oder T3 erhöht, müssen die Nebennieren in der Lage sein sich dieser Situation anzupassen.
Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Sind sie zu schwach und produzieren selbst zu geringe Mengen Cortisol – meist in Zusammenhang mit zu hoher Adrenalinauschüttung – werden sie weiter überlastet und versuchen die Schilddrüse über Rückkopplung herunterzuregeln, indem die Hypophyse weniger TSH bereitstellt. Dann kann es dazu kommen, dass nach anfänglicher Besserung die Symptome zurückkehren, oder (bei kontinuierlicher Steigerung der Dosis) die Nebennieren erschöpfen und sich ein Zustand geringer Energie einstellt, der sich nur schwer und langsam wieder revidieren lässt. Ähnlich verhält es sich bei einer lang anhaltenden Überfunktion, die ebenfalls massiven Einfluss auf die Nebennieren haben kann.
Wenn beide Organe betroffen sind – und das ist eine Erfahrung die wir schon so oft in der Praxis festgestellt haben – sollte immer zuerst die Nebennieren gestärkt werden bevor es an die Schilddrüse geht. Darum macht es wenig Sinn eine Hypothyreose zu behandeln ohne vorher einen Cortisolspeicheltest gemacht zu haben, insbesondere wenn es eine Symptomlage gibt, die auf eine Nebennierenschwäche hinweist. Bei schwachen Nebennieren kann schon die normale Schilddrüsenaktivität eine zu große Last sein.
Es kann passieren, dass in einem hypoadrenalem Status (Kälte, Gewichtsabnahme, Schlafstörungen, Ängstlichkeit, Erschöpfung, trockene Haut) die Aktivität der Schilddrüse reduziert wird, indem vermehrt RT3 hergestellt wird. Andererseits, wenn die Schilddrüse zu schwach ist mit den Nebennieren mitzuhalten, kann man beginnen sich ‚hypothyroid‘ (Hitzeempfindlichkeit, Gewichtszunahme, Müdigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis und/oder Depressionen) zu fühlen. Es liegt meist eine Mischform vor, so dass man sich nicht nur auf ein Organ fokussieren kann.
Ähnliche Aussagen finden sich auch in den Veröffentlichungen der amerikanischen Ärztin Phuli Cohan sowie von John C. Lowe.